Freitag, 8. März 2013

Ansage.


Ich befinde mich - wie jedes Jahr um diese Zeit - kurz mal im Land der Wellblech-Insekten. A Bientot!

Dienstag, 12. Februar 2013

Blue Jeans @ Centraal Museum

Genauso heißt die Ausstellung, die noch bis zum 10. März im Centraal Museum zu Utrecht besichtigt werden kann. Ihr Inhalt: Die Geschichte der Nietenhose, des Denim-Stoffs und der Mode. Alles in indigo.


Das älteste in Utrecht gezeigt Beispiel für einen Jeans-Stoff ist das Bild eines unbekannten norditalienischen Meisters aus dem späten 17. Jahrhunder, das eine Bettlerin mit ihren Kindern zeigt. Bemerkenswert daran: Der Rock aus dem groben Denim, den die Frau trägt, zeigt genau dieselben "Fading"-Zeichen, wie wir sie von modernen Jeans kennen.


Der Jeansstoff ist also schon deutlich älter als die daraus geschneiderten Hosen. Hier hätte ich mir auch noch gerne ein paar mehr praktische Beispiele gewünscht, aber stattdessen schwenkt die Ausstellung schnell in Richtung Denim-Moderne, in der die Marke Levi's eine große Rolle spielt. 1873 erhielt sie das Patent auf die mit Nieten verstärkte Jeans. Aus dieser Zeit stammen auch die Fragmente von Hosen, die in Utrecht zu sehen sind:


Es würde zu weit führen, die Ausstellung hier komplett zu erläutern, daher hier nur ein paar Impressionen. Neben der Geschichte der Jeans geht das Centraal Museum auch auf den Einfluß der Jeans auf die Jugendkultur (und umgekehrt!) ein, zeigt moderne Designstudien und erwähnt auch die Schattenseiten des globalen Denimgeschäfts. Zusätzlich gibt es Workshops und spezielle Seminare - zum Beispiel über die Kunst, eine Jeans zu reparieren. Das Begleitheft zu den ausgestellten Strücken steht übrigens auf der Homepage des Centraal Museums kostenlos zum Download bereit.

Sonntag, 10. Februar 2013

Utrecht

Karnevalsflucht? Nein, nicht wirklich. Schließlich habe ich standesgemäß zur Jahreszeit auf dem iPod die Wiedergabeliste mit Willi Ostermann und Trude Herr reaktiviert. Aber es wurde mal wieder Zeit, über den Tellerrand zu blicken. Also mit dem Missionswerk "Rheinischer Frohsinn" auf ins schneewehende Holland, wo die Heilsarmee Hotels betreibt, in denen es nichts zu trinken gibt und wo in den Straßen die Frikadel vom Einfallsreichtum der lokalen Küche kündet. Und zwar rund um die Uhr:



Utrecht hieß das Ziel. Und wer sich einmal durch die unglaublich hässlichen Vorstädte neben der A12 durchgekämpft hat, in denen sich Brutalismus und Postmoderne fröhlich die Hände reichen, der wird belohnt mit Kanälen, skurrilen Geschäften und einer wunderbaren Altstadt, in der das Glockenspiel des Doms zünftige Stimmungshits spielt (Karneval!).



Auch nicht schlecht: Der Kaffee im Winkel van Sinkel und die, nun ja, erotischen Backformen im örtlichen Haushaltswarenbedarf.



Ach ja, der Anlass der Reise war übrigens das hier:


Davon später mehr.

Montag, 28. Januar 2013

Breaking News.

Moderne Kickerhalle mit künstlichem Firmament.


Soeben vom montäglichen Ballspiel zurück - es gibt Erfreuliches zu berichten: Erneut gelangen mir im Trikot der Deutschen Demokratischen Republik mehrere überdurchschnittlich pfiffige Tore (und wer meinen Stil im Umgang mit dem Leder kennt, der weiß, das dies nicht allzu oft vorkommt, pflege ich doch eher durch die sogenannten Deutschen Tugenden - also Kampf und Hartnäckigkeit - aufzufallen).

Besonders hervorzuheben ist dabei eine Traumkombination mit einem Mitspieler sowie der anschließende Torerfolg, der durch eine geschickte Drehung meinerseits, die Änderung der Flugbahn des Balles mittels meiner Hacke (mit links!) und die absolute Demütigung des Torwarts (durch die Beine gespielt!) ermöglicht wurde. In meinem Kopf: Tosender Jubel, imaginierte Vuvuzela-Orchester und begeisterte Expertenkommentare

Neuer teuflischer Plan: Ältester Nationalspieler der Welt werden. Zur Not eben in Burkina Faso.

Freitag, 25. Januar 2013

Wie ich im Fernsehen einmal das Schlimmste verhinderte.


Der 25. Januar 1993 war ein Montag. Ich saß in der brandneuen Regie 1 des Sendezentrums und war ein wenig nervös. Damit war ich nicht alleine, denn auch der Programmdirektor war nervös. Und der Ablaufregisseur, der Bildmischer, der Nachrichten-CvD und der Ministerpräsident. Seit Monaten war der Probebetrieb gelaufen, es waren Piloten gedreht worden und Live-Proben von Studiosendungen waren über die Bühne gegangen. Leitungen wurden gelegt, Scheinwerfer justiert, Vorspann-Musiken komponiert. Menschen waren eingestellt worden, ein Logo wurde entwickelt und eine Anzeigen- und Trailerkampagne lief an.

Und jetzt war es soweit: Aus dem ehemaligen "Westschienenkanal", dem politischen Lieblingsobjekt der Landesregierung und des Bertelsmann-Konzerns, wurde ein richtiger Sender: Vox. Am 25. Januar 1993, Punkt 17 Uhr, hatte ich den wichtigsten Job im ganzen Sender: Ich bediente den Teleprompter, von dem Programmdirektor Ruprecht Eser die wohlfeilen Worte ablas, mit denen er ein Millionenpublikum zu begrüßen hoffte: "Guten Abend. Wir sind die Neuen auf Ihrem Bildschirm. Wir heißen Vox. Das ist lateinisch und heißt 'Die Stimme'. Sie kommt aus Köln, da ist Vox zu Hause." (Die Millionen Zuschauer waren allerdings gerade woanders und das sollte auch in den nächsten Monaten so bleiben. Aber das ist eine andere Geschichte.)

Natürlich ist es anmaßend zu behaupten, das Wohl und Wehe des Senders hätte in diesen Momenten von mir, einer studentischen Aushilfskraft, abgehangen. Aber meine Macht war in der Tat nicht gering: Ich regulierte mittels eines großen Drehknopfs die Geschwindigkeit, mit der der elektronische Text vor Esers Hauptkamera ablief - und eine schlichte, schnelle Bewegung aus meinem Handgelenk hätte ihn zu einer Sprechgeschwindigkeit verdonnert, die eher einem Rapper geglichen hätte als einem distinguierten Journalisten. Im Nachhinein eine schöne Vorstellung, doch ich war mir meiner Verantwortung natürlich bewußt und gab Eser mit ruhiger Hand den Takt vor. Ohne Hast und mit gelassener Souveränität brachten Ruprecht und ich unseren Weg durch das Minenfeld der Technik und der Worte hinter uns.

Bedankt hat er sich übrigens nicht, der Herr Eser. Warum auch, er musste ja gleich darauf in die Kantine und mit dem Ministerpräsidenten anstossen. Ich mampfte derweil ein Frikadellenbrötchen und fand, ich hätte den historischen Moment souverän gemeistert.