Montag, 11. Juni 2012

Angstlos

Letztes Jahr spielte sie im Vorprogramm von Element Of Crime und konnte mit un-liedermacherhaften Schrammelakustik-Songs an einem regnerischen Abend in Wuppertal bei einem Publikum, das überwiegend aus Funktionsparkas tragenden älteren Semestern  bestand (also genau meine Liga), einen Achtungserfolg erringen. Jetzt gibt es eine neue Platte, "Fünf Minuten", die die falschen Freunde von Spiegel Online bereits hypen, aber da kann Maike Rosa Vogel ja nix für. EoC-Mastermind Sven Regener hat ihre Stücke produziert und wenn ich noch einmal 20 wäre, würde ich mein Leben für diese Frau ändern. (Das würde der Spiegel Online-Redakteur - wenn ich den Artikel recht erinnere - auch tun, aber der besucht bestimmt auch Beatmessen auf Kirchentagen nachdem er eine Rezension über Xavier Naidoo geschrieben hat.)

Ich bin aber nicht mehr 20, "und das ist auch gut so" (Klaus Wowereit). Gut finden kann ich die Platte trotzdem. So wie das Titelstück, das so wunderbar leichtfüßig auf der Grenzlinie zwischen hilfloser Oberstufen-Tagebuchlyrik und unendlicher Zen-Weisheit balanciert. Bonuspunkte gibt's überdies für das knödelige Pathos, mit dem Frau Vogel einer desinteressierten Welt das "Für fünf! für fünf! für fünf Minuten!" entgegenhält. Das meine ich übrigens ganz ernst. Weitere Props auch für die dezent-cheesige Drogenorgel, die wohl von Herrn Lehmann persönlich begrapscht wird. Abzüge allerdings für das blöde Video, das sich bemüht, jegliches Kopfkino mit klischeehaftem Coming-Of-Age-Scheiss zuzukleben - also besser nur der Musik und Maike Rosa Vogel lauschen.

Angstfrei für fünf Minuten? Sollten wir alle mindestens einmal sein im  Leben.


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